Buch

Entmenschlicht – Sklaverei im 21. Jahrhundert

«Das ist die Sklaverei des 21. Jahrhunderts»: Mit diesen Worten beschreibt eine polnische Seniorenbetreuerin ihren 24-Stunden-Dienst in einem Schweizer Haushalt, der sie zur praktisch jederzeit verfügbaren, miserabel bezahlten Arbeitskraft degradiert – und ihr auch ihre Würde raubt.

Wie kann es sein, dass hoch entwickelte Länder wie die Schweiz Menschen Arbeitsbedingungen zumuten, die der Sklaverei sehr nahe kommen? Wie kann es sein, dass Menschen zu rechtlosen Dienern von Maschinen degradiert werden, damit Autos lernen, selber zu fahren und Mobiltelefone eine Katze von einem Hund unterscheiden können? Wie kann es sein, dass die vor bald 100 Jahren erreichte Abschaffung der Sklaverei nur deren Wandel zur «Modernen Sklaverei», aber nicht deren Verschwinden bewirkt hat? Wie ist es möglich, dass weltweit 40 Millionen Menschen als Sklaven leben müssen, über deren Körper mit Gewalt und Zwang verfügt wird, obwohl kein einziges Gesetz dies erlaubt?

Es sind unangenehme Wahrheiten, von denen in diesem Buch die Rede ist. Man möchte wegsehen, weil es nicht sein darf. Aber es ist. Es empört. Es berührt. Das macht betroffen. Wir möchten darüber hinaus den Versuch wagen, zu erklären, was so unerklärbar erscheint. Aber es gibt sie, die Antworten, etwa auf die Frage, wie es kommt, dass Seniorenbetreuerinnen ausgebeutet werden. Politik und Gesellschaft lassen es zu, weil sie diese vornehmlich aus Osteuropa stammenden Frauen wie Menschen zweiter Klasse behandeln, ihnen nicht den Arbeitnehmerinnenschutz zukommen lassen, wie er für alle andern gilt. Diese Form der Ausbeutung hat eine gesetzliche Grundlage.

In diesem Buch über die Moderne Sklaverei geht es auch um die historischen Wurzeln der Sklaverei, das Denken, das über viele Generationen Sklavenhalter und Sklaven geprägt hat, das zweierlei Mass, mit dem gerade die reichen Länder des Nordens die Welt messen, stets auf ihren Vorteil bedacht, es geht um den fast schon verzweifelt anmutenden Kampf gegen die Versklavung von Kindern, um sie als Soldaten zu missbrauchen, um traditionelle Formen von Sklaverei und Unmenschlichkeit, die in vielen Gesellschaften geduldet werden, weil sie dem Machterhalt einiger weniger dienen, und es geht um historische Schuld und historischess Erbe, um zementierte Herrschaftsverhältnisse, die neue Formen der Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Ausbeutung und Sklaverei erst ermöglichen.

Wir wagen aber auch den Versuch, Wege aus der Modernen Sklaverei aufzuzeigen, die Utopie einer Gesellschaft zu skizzieren, in der es für jene, die andere als ihr Eigentum betrachten, keinen Platz mehr hat. Das ist nichts Neues. Ganz im Gegenteil. Es ist an der Zeit, diese Utopie Wirklichkeit werden zu lassen. Diese Reise beginnt im Kopf.